Ein vereinter Protest gegen die Errichtung von Windparks im Pieria-Gebirge
Selbst für die, die Kapnikos Stathmos Katerini noch nicht lange oder gut kennen, besteht kein Zweifel daran, welchen Stellenwert Umweltschutz
und ökologische Nachhaltigkeit in unserer Philosophie und in unserem Denken und Handeln einnehmen. Belege dafür lassen sich in nahezu jedem Projekt der letzten knapp 15 Jahre Engagements finden. Allen voran natürlich in der Aktion „Ich schenke dem Wald einen Tag von meinem Sommer“, die einst auch den Startschuss für die Gründung unserer Organisation gegeben hat und die noch heute jährlich hunderte Freiwillige für den Schutz der Wälder des Olymps sensibilisiert und mobilisiert.
Es liegt also nahe, dass Kapnikos Stathmos Katerini industriellen Großprojekten auf lebendig bewaldeten Berggipfeln grundsätzlich kritisch gegenübersteht, selbst wenn sie auf den ersten Blick nach grünem Fortschritt aussehen mögen. So auch den im Sommer 2021 bekannt gewordenen Plänen, bei Elatochori einen kommerziellen Windpark gigantischen Ausmaßes in die naturbelassenen Wälder des Pieria-Gebirges zu bauen. Ein Projekt, für das Kilometer an Straßen asphaltiert und Tonnen an Material ausgehoben und transportiert werden müssen – mitten im ausgewiesenen Naturschutzgebiet. Laut Betreiber sollen demnach keine 1000 Meter vom dort ansässigen Skigebiet – Tourismusmagnet und wirtschaftliches Herz der Region – sieben 110 Meter hohe Windräder mit einer Spannweite von bis zu 130 Metern baldmöglichst ans Netz gehen.
Konkrete Folgen für die Region
Entgegen der mangelhaften Verträglichkeitsstudie des Betreibers würde die Realisierung des Projekts zweifellos eine Katastrophe für die lokale Wirtschaft, Kultur und Natur in der Pieria-Region bedeuten und das auf lange Zeit:
- Durch die irreparable Umwandlung des Waldes zu einem Industriegebiet würde das Kerngeschäft Ski- und Wandertourismus unmöglich gemacht, ohne dass strukturell neue Perspektiven oder Arbeitsplätze geschaffen werden.
- Der Abbau nach Ablauf der Betriebsdauer von 20 Jahren ist kostenintensiver als der Aufbau und da gesetzlich keine Verpflichtung dazu besteht, bleibt die Frage zum Folgekostenmanagement offen.
- Das Ausheben, Abtragen und Versiegeln von naturbelassenen Böden würde nicht nur einen massiven Eingriff in die unberührte Schönheit des Waldes bedeuten, sondern auch zu Erosion und häufigen Überflutungen sowie Erdrutschen führen.
- Das über Jahrhunderte gewachsene und bis auf antike Mythen zurückgreifende kulturelle Selbstverständnis der gesamten Region und darüber hinaus würde unwiederbringlich zerstört.
- Für die regionale Biodiversität und das empfindliche Ökosystem, das auch geschützte und endemische Tier- und Pflanzenarten beinhaltet, würde ein unschätzbarer Schaden mit unvorhersehbaren Folgen entstehen.
Widerstand aus der Bevölkerung
Schon fünf Jahre zuvor, als es um die Genehmigung eines ähnlichen Bauvorhabens in Ano Milia ging, haben sich Kritiker*innen vor Ort laut dagegen ausgesprochen. Ihr Protest führte damals jedoch nicht zum Erfolg, das Projekt erhielt grünes Licht von den kommunalen Autoritäten. Dieses Mal allerdings haben sich Bürger*innen und Vereinigungen aus der gesamten Region um das Gebirge (Velvento, Servia, Kozani, Katerini) zur „Initiative der Bürger zum Schutz des Pieria-Gebirges“ zusammengeschlossen, um gemeinsam Widerstand zu leisten. Ziel ist dabei nicht nur die Verhinderung einzelner Bauprojekte, sondern der uneingeschränkte Schutz der Wälder und ein kategorisches Nein zu Vorhaben unsere Berge mit Windparks zu industrialisieren.
Nach Veröffentlichung der Verträglichkeitsstudie seitens des Betreibers im November 2021, hat die Initiative deshalb unverzüglich ein Papier erstellt, das alle Mängel und Lücken im Gutachten klar benennt und dieses an alle relevanten staatlichen Träger versendet. Um für diese ungleiche Auseinandersetzung gerüstet zu sein, wurde außerdem aus eigenen Mitteln ein spezialisiertes Anwaltsteam aus Athen mit der Erstellung eines Gegengutachtens beauftragt. Zeitgleich wurde durch koordinierte Aktionen und Veranstaltungen für Aufklärung und Mobilisierung der Zivilgesellschaft gesorgt, alle Studien und Gutachten frei einsehbar auf der Website von Kapnikos Stathmos Katerini veröffentlicht, Unterschriften gesammelt und Flyer verteilt.
Resonanz und erste Etappensiege
Dieses Mal hatte die Kampagne mehr Erfolg. Durch den organisierten Druck und monatelanges Engagement wurde sichergestellt, dass alle entscheidenden politische Stellen nicht behaupten können, sie hätten nicht Bescheid gewusst. Mehr als 12.000-mal wurden indes die Rechtsgutachten auf unserer Seite geklickt, über 1.400 Unterschriften wurden gegen den Windpark gesammelt. Vor diesem Hintergrund der immer lauter und größer werdenden Opposition in der Bevölkerung, sehen wir nun die ersten Erfolge. Ausschlaggebende politischen Gremien der Präfektur Zentralmakedonien sowie der Stadt Katerini haben gestützt auf die Argumente unseres Gutachtens gegen das Bauprojekt gestimmt. Ein deutlicher Etappensieg, aber der Kampf um den Schutz und die Unversehrtheit unserer Berge geht unvermindert weiter.